Kulturstudien und liturgisch-musikalische Erneuerung nach dem II. Vatikanischen Konzil. Akademie Brasil-Europa für Kultur- und Wissenschaftswissenschaft
Kulturstudien und liturgisch-musikalische Erneuerung nach dem II. Vatikanischen Konzil. Akademie Brasil-Europa für Kultur- und Wissenschaftswissenschaft
Akademie Brasil-Europa
für Kultur- und Wissenschaftswissenschaft
Organisation für Studien von Kulturprozessen
in internationalen Beziehungen
Institut für Studien der Musikkultur des portugiesischen Sprachraumes - ISMPS e.V.
Vorsitzender:
Prof. Dr. Antonio Alexandre Bispo
Chroniken
Auswahl aus früheren Veranstaltungen
Kulturstudien und liturgisch-musikalische Erneuerung nach dem II. Vatikanischen Konzil
Sitzungen beim Internationalen Kurs von Curitiba/Musikfestival von Paraná 1969 und VIII. Kongress Brasília 1970
Zu den Persönlichkeiten, die sich am meisten für dieses Vorhaben einsetzten, zählte Prof. Dr. José de Almeida Penalva, der sich sowohl als Theologe als auch als Musik -und Kulturforscher und Komponist auszeichnete. Er wurde auch der Hauptinitiator der Zusammenkünfte und Organisator der Sitzungen, die er mit schriftlichen Unterlagen und Veröffentlichungen versorgte und in denen er kompositorische Beispiel zur Diskussion stellte. Seine Hauptanliegen waren sowohl das aufmerksame Studium als auch das richtige Verständnis der Konzilstexte, die Auseinandersetzung mit Tendenzen von Deutungen und Verwirklichungen in Europa und Lateinamerika sowie ihre kontextgerechte und kulturell geeignete Durchsetzung gemäß den Entwicklungen musikkultureller Forschung. Diesen Fragen widmete er sich im Rahmen der Arbeit eines dafür geschaffenen Instituts.
Dank seines Einsatzes und mit Unterstützung des Dirigenten Roberto Schnorrenberg - der der erste Vorsitzende der Brasilianischen Gesellschaft für Musikwissenschaft werden sollte - versammelten sich im internationalen Rahmen des Festivals und Kurses von Curitiba eine beachtliche Anzahl von Experten und Interessierten aus verschiedenen Bundestaaten Brasiliens und dem Ausland. Die von ihm geleiteten Sitzungen nahmen den Charakter eines großangelegten Symposiums an, das Vorträge sowie kirchenmusikalisch sorgsam gestaltete Feiern und Konzerte neu geschaffener Werke einschloss. Zu den Komponisten, die für das Schaffen eines neuen, künstlerisch anspruchsvollen und zugleich kulturgerechten Repertoires am meisten beitrugen, zählten Osvaldo Lacerda und Ernst Mahle.
Die Methode Ward wirkte sich selbst auf Hochschulkurse für Theorie bei der Ausbildung von Musikern, Komponisten und Musikerziehern aus. Versuche der Anwendung von Prinzipien der Methode in solesmensischer Tradition auf die Analyse indigener Musik unternahm vor allem Nicole Jeandot. Durch sie wurde die Methode im Studienzentrum der 1968 gegründeten Gesellschaft für die Erneuerung der Kulturstudien - heute Organisation Brasil-Europa - in den Fächern Psychologie und Didaktik des Rhythmus und Tons bei die Ausbildung von Lehrern der Musikalischen Früherziehung und Grundausbildung in São Paulo eingeführt.
Die theologische, insbesondere liturgiewissenschaftliche Auseinandersetzung mit der kulturell gerechten Verwirklichung der Erneuerungsbewegungen wurde vor allem durch D. João Evangelista Enout O.S.B. von der Benediktiner-Abtei Rio de Janeiros geleitet. Aus seiner Mitwirkung an den Sitzungen von Curitiba entstanden auch Versuche des Schaffens von Pastoralliedern, die durch Aufnahmen und ihren Vortrag beim VIII. Kongress 1970 in Brasília große Verbreitung erfuhren. An diesen Bemühungen und den damit verbundenen Auseinandersetzungen nahmen Mitglieder der 1968 gegründeten Gesellschaft für die Erneuerung der Kulturstudien teil, was auch die Zusammenarbeit der Organisation mit der Benediktiner-Abtei Rio de Janeiros begründete, die Jahrzehnte fortdauern sollte.
Sowohl die Bewegung zur Erneuerung der Kulturstudien als auch diejenige, die sich dem Problemkreis der kirchenmusikalischen Erneuerung gemäß dem II. Vatikanischen Konzil widmete, gingen von der Notwendigkeit aus, die Aufmerksamkeit auf Kulturprozesse zu richten. Auf der Seite der Kulturforscher sollte die Überwindung von disziplinären Grenzen und Kategorisierungen des Untersuchungsobjekts nach Kultursphären durch die Orientierung des Interesses auf intra- bzw. inter-kulturelle Prozesse eingeleitet werden. Auf Seiten der Theologie und der Kirchenmusik brachte die Suche nach wissenschaftlichen Kriterien zur Schaffung eines neuen Repertoires eine Auseinandersetzung mit Theorien des Kulturwandels und der Akkulturation mit sich, wie sie vor allem in den Sozialwissenschaften und insbesondere in der Sozialanthropologie formuliert wurden. Die kritische Beschäftigung mit den Begriffen Akkulturation und Enkulturation und den daraus abgeleiteten Konzepten von geleiteten akkulturativen Vorgängen und Strategien in theologischer Deutung (Inkulturation, Inkarnation) prägte die Zusammenarbeit.
Ein Problem, das bei diesen Bestrebungen der Schaffung eines kulturgerechten Repertoires sowie neuer Formen und Ausdrucksweisen des Kultes gemäß der Vorgaben des Konzils auftrat, lag darin, dass sich trotz aller Beschäftigung mit "akkulturativen" Vorgängen bei der Kulturformung die Komponisten und Musiker von einer bereits konstituierten Musikkultur eigener Prägung ausgingen. Sie suchten melodische, rhythmische, formale u.a. Konstanten in der als national empfundenen Volksmusikkultur, um sie bei einer kulturell angemessenen Musiksprache im kirchenmusikalischen Schaffen zu verwenden. Somit trugen die Bestrebungen im kirchlichen Bereich zu einer Aufrechterhaltung und gar Wiederbelebung von Vorstellungen der nationalistischen Ästhetik und Kulturanschauung vergangener Zeiten bei.
Die Akkulturation wurde vielfach in unreflektierter Weise im Sinne der Partizipation der Menschen an einer Gemeinschaft und der Identifizierung mit einer Kultur verstanden, die nationale Charakteristiken trug. Damit konnten nationalistisch eingestellte Forscher und schaffende Musiker sich problemlos in die neuen Bestrebungen einfügen und zu deren Trägern werden. Die pragmatischen Bemühungen und Strategien im Sinne des akkulturativen Gedankens aus kirchlicher Perspektive ermöglichten unter neuen Vorzeichen ein Aufleben nationalistischer Musikästhetik.
Diese Entwicklung konnte die Bewegung zur Erneuerung der Kulturstudien durch die Orientierung der Aufmerksamkeit auf Prozesse nicht mittragen. Ihr Studieninteresse richtete sich nicht nach konstanten Charakteristiken einer eher statisch aufgefassten nationalen Musikkultur, sondern auf deren historische Bedingtheiten und Veränderbarkeiten. Die Auffassungen waren in diesem Zusammenhang eher mit progressiven Strömungen der Diskussion in der Sphäre der zeitgenössischen Musik und Ästhetik verbunden.
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