Erneuerung der Kulturstudien und Geschichts.- und Traditionsbewußtsein. Akademie Brasil-Europa für Kultur- und Wissenschaftswissenschaft
Erneuerung der Kulturstudien und Geschichts.- und Traditionsbewußtsein. Akademie Brasil-Europa für Kultur- und Wissenschaftswissenschaft
Akademie Brasil-Europa
für Kultur- und Wissenschaftswissenschaft
Organisation für Studien von Kulturprozessen
in internationalen Beziehungen
Institut für Studien der Musikkultur des portugiesischen Sprachraumes - ISMPS e.V.
Vorsitzender:
Prof. Dr. Antonio Alexandre Bispo
Chroniken
Auswahl aus früheren Veranstaltungen
Erneuerung der Kulturstudien und Geschichts- und Traditionsbewusstsein
Sitzungen an der Lyra Sanjoanense, São João del Rey, 1970
Die zweite Hälfte der sechziger Jahren war in Brasilien von Bestrebungen zur Erneuerung der Kulturstudien geprägt, die zur Gründung einer Gesellschaft geführt haben, die heute die Organisation Brasil-Europa bildet. Ausgehend von der Auseinandersetzung mit Problemen des Verhältnisses zwischen historischer und empirischer Kulturforschung wurde plädiert für eine Überwindung eines von Kategorisierungen des Untersuchungsgegenstandes geprägten Denkens, das die einzelnen Disziplinen bestimmte. Eine Orientierung der Aufmerksamkeit auf Prozesse, die zwischen den Kultursphären der Bildungs-, Volks- und Popularkultur verliefen, konnte den Weg zu einer transdisziplinär verstandenen Kulturwissenschaft ebnen. Die Beachtung von Vorgängen die "zwischen" den Sphären aufzuspüren waren bzw. durch ihre Grenzen hindurchgingen, konnte die Durchlässigkeit der angenommenen Trennwände aufzeigen und fördern (siehe Bericht).


Hierbei zeigte sich jedoch ein Problem dieses theoretischen Ansatzes. Die neue Bestimmung der Volkskultur erfolgte in der Volkskunde aus dem Bedürfnis, die Kriterien zu ihrer Definition zu revidieren, allen voran dasjenige der Traditionalität. Die Entstehung spontanen Verhaltens und der spontane Umgang mit den Werken waren jedoch zutiefst in die Tradition eingebettet, resultierten sogar aus dieser Traditionsgebundenheit, die eine Vertrautheit mit dem Gegebenen begründete und Freiheitsraum für Umbildungen, Variationen, Adaptationen und Improvisationen gab.
Darüber hinaus ließ die in diesem Ansatz bestehende Betonung des spontanen, nicht geplanten und institutionalisierten Erlernens in der Volkskultur - im Gegensatz zum Erlernen im Bereich der Bildungskultur - Fragen aufkommen. Es gab ja durchaus geplantes Erlernen, da es um anspruchsvolle Chor- und Orchestermusik ging, die zumindst eine rudimentäre Beherrschung des Gesanges und des Instrumentalspiels verlangte; es gab aber auch ungeplantes, aus der Teilnahme an den Aufführungen, aus dem immer wieder vollzogenen Umgang mit demselbem Repertoire resultierendes Erlernen, das zwar nicht als schulmäßig, aber auch kaum als spontan bezeichnet werden konnte.
Diese Feststellungen zeigten die Probleme, die aus dem volkskundlichen Ansatz entstanden, und offenbarten, dass von der Volkskunde, die trotz aller Erneuerungsversuche von der Kategorisierung des Untersuchungsgegenstandes ausging, nicht eine zufriedenstellende Lösung zur kontextgerechten Kulturanalyse zu erwarten war. Dies konnte nur in einer zu entwickelnden, transdiziplinären Kulturwissenschaft erfolgen, die nach anderen Kriterien verfährt.

Sitemap
Die Akademie
Zielsetzung und Geschichte - Organisation - Studienzentrum - Archive
Aktivitäten
Forschungsprogramme - Themen - Berichte - Chroniken
Online-Zeitschrift
Institutionelle Bindungen
Brasil-Europa - I.S.M.P.S. e.V.
Allgemeines