Singapur/Brasilien: Menschenrechte in Kulturgeschichte und Kulturdiplomatie. Studienzyklus der Akademie Brasil-Europa

Akademie Brasil-Europa

für Kultur- und Wissenschaftswissenschaft

 


Themen
Auswahl von Fragenkomplexen, die in rezenten Studienprojekten der A.B.E. behandelt wurden

Singapur/Brasilien. Menschenrechte in Kulturgeschichte und Kulturdiplomatie: Südostasien (2010)

Vor fünf Jahrhunderten erfolgten Eroberungen, die Grundlagen für die Präsenz europäischer Mächte im Osten schufen und somit die Geschichte internationaler Beziehungen zwischen Europa und Asien maßgeblich bestimmten: die "Reconquista" von Goa (1510) und die Eroberung von Malakka (1511) durch Afonso de Albuquerque.

Studien von Kulturprozessen in globalen Zusammenhängen können diese einschneidenden Daten nicht unbeachtet lassen. Um neue Entwicklungen und Tendenzen der Kultur und Wissenschaft vor Ort zu beobachten sowie die Perspektiven und die seit Jahrzehnten durchgeführten Arbeiten zu aktualisieren, wurden mehrere Länder und Institutionen Asiens besucht.

Da es sich bei beiden historischen Daten um militärische Taten bzw. Eroberungen handelte, sind Kommemorationen kaum angebracht, notwendig sind aber Betrachtungen, die bemüht sind, problematische Vorgehensweisen aufzuspüren, sie in ihren Kontexten zu deuten und in ihren Konsequenzen zu analysieren. Die Verwirklichung dieses Anliegens kann dadurch gefördert werden, dass der Blick auf Probleme gerichtet wird, für die sich heute in Europa ein besonderes Bewusstsein entwickelt hat, nämlich auf die Menschenrechte.

Unter dieser Perspektive stellen sich Fragen zu den Kriterien, die Vorgehensweisen der Eroberer damaliger Zeit als berechtigt erscheinen ließen, d.h. auf die kulturbedingten Voraussetzungen ihrer Handlungen. In beiden Eroberungsfällen - in Indien und in Südostasien - spielten diplomatische und militärische Aktionen eine Rolle, die nur aus einem vom Spannungsfeld Christentum/Islam geprägten Weltbild der noch im Geist der "Reconquista" handelnden Europäer zu erklären sind.

Aufsschlussreich ist der Vergleich dieser Vorgehensweisen des 16. Jahrhunderts mit denen von Thomas Stamford Bingley Raffles (1781-1826), der zu einer ganz anderen Epoche und in einem ganz anderen Rahmen der Weltpolitik 1819 Singapur gründete. Trotz "aufgeklärtem Kolonialismus" war die Geschichte dieser Stadt, die in ihrer Bedeutung für den Handel die ehemals führende Rolle Malakkas übernahm, nicht frei von Entwicklungen, die unter der Perspektive des Menschenrechts bedenklich erscheinen.

Um diesen Entwicklungen nachzuspüren, sind kulturgeschichtlich besonders die verschiedenen Immigrantengruppen zu beachten, die vor allem aus Indien und China auf der Suche nach Arbeit zu den Straits gekommen sind. Die Charakteristika und Ausdrucksformen, die Kult und
Kultur dieser Immigranten und ihrer Nachfahren annahmen, können nur durch die Berücksichtigung der besonderen Situation dieses Auswanderer in der Fremde adäquat verstanden werden. Ein Zugang zu den Mechanismen, die zu dieser besonderen Ausprägung führten, ergibt sich aus Studien, die bisher vor allem in euro-brasilianischen Kontexten durchgeführt werden.

Auch Portugiesen aus Malakka und aus anderen portugiesischen Stützpunkten sowie aus Portugal selbst ließen sich in Singapur nieder und entwickelten dort ein reges religiöses und kulturelles Leben. Sowohl Integration in die britische Gesellschaft als auch Beibehaltung oder Herausbildung prägender Eigenarten der portugiesischen Gemeinde Singapurs können aus Untersuchungen ihrer kulturellen Ausdrucksformen näher erschlossen werden.

Die Geschichte der Beziehungen zwischen Singapur und Brasilien ist im 19. Jahrhundert durch ein rechtlich und diplomatisch fragwürdiges Vorgehen geprägt, nämlich durch die illegale Ausführung der Hevea brasiliensis und deren systematische Kultur in den britischen Kolonien des Ostens, womit die Voraussetzungen für die große Krise Amazoniens im 20. Jahrhundert geschaffen wurden.


Veröffentlichte Texte

Afonso de Albuquerque, "Der Große" (1453-1515) und die Eroberung von Malakka (1511) im Spannungsfeld Christentum/Islam. Probleme der Interpretation kulturdiplomatischer Geschichte im Kontext Südostasien/Portugal

Thomas Stamford Bingley Raffles (1781-1826) und die Gründung von Singapur (1819): "Aufgeklärter Kolonialismus" in seinen Beziehungen zu Kulturstudien, diplomatischer Geschichte und Rechtswesen

Der Islam in Südostasien und europäische Bilder des Orients. Rolle des Sultans von Singapur in der britischen Kulturdiplomatie im Vergleich zur portugiesischen Kulturdiplomatie von Afonso de Albuquerque in Malakka

Ästhetik und Menschenrechte. Realismus in der asiatischen Kunst und Symbolik. Zum Merlon von Singapur und dem Sirenen-Bild in Asien, Europa und Brasilien

Ausstrahlung des Mariamman-Kultes von Immigranten aus Indien im Licht des Bestrebens nach Heil und Wachstum in inter- und transreligiösen Prozessen

Die "Wassermutter" und die "Königin des Himmels" in der chinesischen Immigration in Singapur unter der Perspektive von Bildern und Auffassungen portugiesischer und brasilianischer Überlieferung

Gedächtnis chinesischer Immigration und die integrative Potentialität des Buddhismus in multikulturellen Situationen

Rechtsfragen in der Kultur- und Kirchengeschichte der Portugiesen in Malakka-Singapur

Kultur/Natur und Fragen des Rechts in den Beziehungen Brasilien/Südostasien. 1) Alfred Russel Wallace (1823-1913); 2) José d'Almeida Carvalho e Silva (1784-1850). Vorgeschichte der Einführung der Hevea brasiliensis in britischen Kolonien in Missachtung von Normen internationaler Beziehungen

Missions Étrangères und Portugiesisches Patronat. Probleme der Missionsjurisdiktion und Kulturbindungen

"Klings" bei der Erbauung der anglikanischen Kathedrale: Ordnung und Fortschritt in Singapur und die korrektionale Disziplin des Strafsystems im Dienst britischen Kolonialismus


Institutionen

Malay Heritage Centre
National Museum
Victoria Theatre and Concert Hall
Asian Civilisations Museum
National Library
Majid Sultan
Singapore Art Museum
Temple Sri Mariamman
Temple Thian Hock Ken
Chinatown Heritage Centre
Temple Kwan Im Thong Hood Cho
Saint Joseph Church
Kathedral Of The Good Sheperd





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