Schumann in kulturwissenschaftlich orientierter Musikforschung: Deutschland/Brasilien. Studienzyklus der Akademie Brasil-Europa
Schumann in kulturwissenschaftlich orientierter Musikforschung: Deutschland/Brasilien. Studienzyklus der Akademie Brasil-Europa
Akademie Brasil-Europa
für Kultur- und Wissenschaftswissenschaft
Organisation für Studien von Kulturprozessen
in internationalen Beziehungen
Institut für Studien der Musikkultur des portugiesischen Sprachraumes - ISMPS e.V.
Vorsitzender:
Prof. Dr. Antonio Alexandre Bispo
Themen
Auswahl von Fragenkomplexen, die in rezenten Studienprojekten der A.B.E. behandelt wurden
Schumann in kulturwissenschaftlich orientierter Musikforschung: Deutschland/Brasilien (2010)
Die Organisation strebte eine Erneuerung der Kulturstudien durch die Ausrichtung der Aufmerksamkeit auf Prozesshaftes mit dem Ziel der Entwicklung einer transdisziplinären Kulturforschung an. Dementsprechend war ihr Zentrum das erste Institut für Musikforschung mit einer explizit definierten kulturwissenschaftlichen Ausrichtigung.
Angestrebt wurde eine kulturwissenschaftliche Orientierung der Musikwissenschaft als Ganzes, nicht etwa die Präponderanz einer Musikethnologie, die zuweilen als Vertreterin schlechthin der kulturwissenschaftlichen Musikforschung erscheint. Dieses Anliegen betraf dementsprechend auch die historische Musikforschung, die selbstverständlich in globalen Zusammenhängen - und nicht nur auf Europa beschränkt - zu verstehen ist.
Die Kommemorationen des Schumann-Jahres, die in verschiedener Hinsicht auch Themen berücksichtigten, die die Rezeption Schumanns außerhalb Europas betrafen und sogar künstlerische Experimente Portugals einschlossen, bei denen Kunst-, Volks- und Popularmusik in Beziehung gesetzt wurden, führten zur Einsicht in die Notwendigkeit, den Komponisten und sein Werk unter der Perspektiv der Studien von Kulturprozessen im Kontext der Beziehungen Deutschland/Brasilien zu betrachten.
Nach vorbereitenden Seminaren, die den Stand der Schumannforschung und die Berücksichtigung der neuen Publikationen zum Schumannjahr zum Ziel hatten, wurden einige Themenkomplexe hervorgehoben, die bei den Studien besonders berücksichtigt werden sollten.
Ausgehend von der bemerkenswerten Tatsache, dass Schumann in Brasilien eine bedeutende Stellung in der musikerzieherischen Bewegung nationalistischen Charakters des "Orpheonischen Gesanges" der 30er und 40er einnahm, die eng mit dem Namen von Heitor Villa-Lobos verbunden ist, wurde die Frage nach den weltanschaulichen Gründen aufgeworfen, die eine solche Bedeutung Schumanns in einem Repertoire erklären, das volkserzieherische Funktionen zu erfüllen hatte.
In diesem Sinne wurde die Aufmerksamkeit auf das Menschenbild in den Auffassungen Schumanns und die Wege seiner Rezeption im kulturpolitischen Kontext Brasiliens untersucht. Hierbei erwies sich als besonders aufschlussreich, dass in der deutschen Gemeinde von São Paulo in den ersten Kriegsjahren mit erheblichem Aufwand und unter ausdrücklicher Genehmigung des Deutschen Generalkonsulats die "Pilgerfahrt der Rose" von R. Schumann aufgeführt wurde. Die vorhandenen Quellen stützen nicht nur die naheliegende Erklärung, dass Schumann als "deutscher Komponist" schlechthin politischen Zielen des Zusammenschlusses der Deutschen im Ausland diente; sie lassen auch schillernd erscheinende Verweisungen auf Vorstellungen spiritueller, ja esoterischer Natur erkennen, die die Teilnahme von Musikern aus theosophischen bzw. anthroposophischen Kreisen erklären. Ohne sich explizit mit nationalsozialistischer Kunst zu verbinden, konnten sie in einem mehrdeutigen Spiel am Leben der deutschen Kolonie und am allgemeinen Musikleben São Paulos teilnehmen.
Eine besondere Beachtung erfuhr der in der von Schumann geleiteten Zeitschrift veröffentlichte Aufsatz über den Fandango, der als der Tanz schlechthin vorgestellt wird. Im Licht dieses Aufsatzes und der Erkenntnisse der Fandango-Forschung Brasiliens wurde seine Sonate op. II betrachtet.
Veröffentlichte Texte
Zyklus am Rhein
Das Menschenbild in den Auffassungen Schumanns und seine Präsenz in der Orpheonischen Bewegung Brasiliens
"Von fremden Menschen und Ländern". Schumannstudien im Rahmen der Beziehungen Deutschland-Brasilien und Brasilien-Deutschland
Medizinische Aspekte des Schumann-Bildes und ihre Auswirkungen auf kulturhistorische, ästhetische und interpretatorische Überlegungen. Bedeutung der Debatte über die mentale Gesundheit von Schumann
Zyklus in Sachsen - zwischen Zwickau und Leipzig
Beziehungen zwischen Sachsen und Brasilien zur Zeit von Robert Schumann. Friedrich August II. (1797-1854) und die kaiserliche Familie Brasiliens
Zu Religion und Spiritualität bei Schumann und die Frage der Hermeneutik in Auffassungen und in der Analyse
Die "Davidsbündler" von Schumann und die Dimensionen von Auffassungen über den Kampf gegen die Philister in der Kultur. Theodor Uhlig (1822-1853)
Schumann in den Beziehungen zwischen kirchenmusikalischen Auffassungen und Romantik in katholischen und protestantischen Kontexten im Licht brasilianischer Forschung
Zu morbiden Atmosphären und Fantasmagorien in der Romantik. Dr. Carus und Agnes Carus aus Colditz im Leben Schumanns
Der Fandango in der Neuen Zeitschrift für Musik und die Sonate op. 11 von Schumann
Die Pilgerfahrt der Rose von Robert Schumann in Brasilien in den Jahren des Zweiten Weltkrieges. Ethisch-kulturelle Probleme in Situationen der Gleichschaltung unter Einfluss diplomatischer Vertretungen
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